Finanzierung mit Wirkung: Neue Wege für urbane Investitionen
Als Teil der Veranstaltung rückten insbesondere die Ansätze einer wirkungsbasierten Finanzierung („outcome-based finance“) und ortsbasierten Investitionen („place-based investing“) ins Zentrum. Diese Modelle sollen Städten helfen, Kapital gezielt dorthin zu lenken, wo es den größten sozialen und räumlichen Nutzen bringt. In Kombination mit neuen Finanzierungsinstrumenten, Krediten, privaten und philanthropischen Geldern soll so eine neue Qualität urbaner Investitionen ermöglicht werden. Die EUI kann Städte bei dem Aufbau von Ressourcen und Kompetenzen unterstützen und so den Zugang zu neuen Finanzierungsformen erleichtern.
Herausforderungen für Städte: Selbstbewusst Finanzierung kombinieren
Ein zentrales Ergebnis der Veranstaltung war die Feststellung, dass viele Städte noch wenig Selbstvertrauen im Umgang mit unterschiedlichen Finanzierungsquellen haben, insbesondere im Hinblick auf die Einbindung privater Investoren. Der Beitrag von Bankers without Boundaries zeigte praktisch, wie zum Beispiel Methoden und Skills aus der Vermögensverwaltung für Privatkund:innen („Private Banking“) auf kommunale Projekte übertragen werden können, etwa im Rahmen des Climate City Hub der NetZeroCities-Initiative. Auch philanthropische Akteure wurden als wichtige Partner hervorgehoben: Sie können Projekte ermöglichen, die für klassische Finanzierungsquellen zu kreativ, experimentell oder risikoreich sind. Gleichzeitig wurde deutlich, wie essenziell eine strategische Finanzierungsplanung ist – nicht nur, um zusätzliche Mittel zu erschließen, sondern auch, um kommunale Haushalte zu entlasten. Städte sollten früh entscheiden, welche Projektteile sie selbst finanzieren, wo sie Verantwortung teilen können und welche externen Partner sinnvoll eingebunden werden. Besonders kleinere Städte benötigen hier bessere Werkzeuge und Unterstützungsangebote, um langfristige Transformationen nachhaltig finanzieren zu können.
Aus den Diskussionen und dem Erfahrungsaustausch zwischen Städten und Expert:innen rückten drei weitere Punkte besonders in den Vordergrund:
1. Vom Einzelprojekt zum Projekte-Portfolio
Anstatt einzelne, isolierte Vorhaben zu verfolgen, sollen Städte ein Portfolio von investitionsbereiten Projekten entwickeln, das auch über Zeit funktioniert. Solche Portfolios wirken stabiler, ermöglichen Kontinuität auch bei Verspätungen und sind sowohl für öffentliche als auch private Investoren attraktiver.
2. Kapital mehrfach wirksam machen
Städte können ihr Kapital so einsetzen, dass es mehrfach Wirkung entfaltet. Instrumente wie Revolving Funds ermöglichen, dass die Investition mehrfach eingesetzt wird. Rückzahlungen fließen zurück und finanzieren neue Vorhaben. So lassen sich öffentliche Mittel effizienter nutzen und der Hebel der Investitionen vervielfachen.
3. Finanzieren mit klarer öffentlicher Wirkung
Finanzstrategien brauchen klare soziale und öffentliche Zielorientierung. Städte, die Investitionen explizit auf öffentliche und soziale Wirkung abzielen, sind glaubwürdiger und attraktiver für unterschiedliche Geldgeber. Damit verschiebt sich Finanzierung von alleiniger Renditeorientierung zu Gemeinwohlorientierung.
Diese Erkenntnisse zeigten, dass es nicht nur darum geht mehr Geld zu generieren, sondern auch darum smarte Finanzarchitekturen, institutionelle Ressourcen und strategisches Denken zu stärken. Wenn Städte Finanzierungsquellen kombinieren und Governance für langfristige Wirkung schaffen, steigt auch ihre Investitionskraft deutlich.
Inspiration aus der Praxis: Beispiele aus europäischen Städten
Mehrere europäische Städte stellten konkrete Ansätze vor, die zeigen, wie innovative Finanzierung gesellschaftlichen Mehrwert erzeugen kann:
- Aus Brüssel erzählte Thibault Leroy die Geschichte von CALICO, einem Community-Land-Trust Projekt, in dem Wohnen und Fürsorge bewusst miteinander kombiniert wurden. Von generationenübergreifender Nachbarschaftshilfe über Angebote für Alleinerziehende bis hin zu einer Einrichtung für die letzten Lebensphasen, das mit rund 12 Mio. Euro (u. a. UIA-Förderung) finanzierte Projekt wird bereits von anderen europäischen Städten als inspirierendes Modell aufgegriffen.
- Rotterdam stellte mit seinem Fokus auf die "Impact Economy" vor, wie soziales Unternehmertum wirtschaftliche Tragfähigkeit und gesellschaftlichen Nutzen verbindet: Durch Programme wie Rikx gelingt es, Jugendliche in Arbeit zu bringen, soziale Unternehmen zu stärken und kommunale Ressourcen zu entlasten.
- Aus Limerick wurde das Regenerationsprojekt am Opera Square gezeigt, bei dem frühe institutionelle Finanzierung erfolgreich genutzt wurde, um privates Kapital zu mobilisieren und ein neues „urbanes Wohnzimmer“ für die Stadt zu schaffen.
Diese Beispiele machten deutlich, wie sehr professionelle Finanzierungsstrategien urbane Innovation ermöglichen und gesellschaftliche Wirkung entfalten können.
Gestaltung einer städtischen Finanzarchitektur
Vor dem Hintergrund eines wachsenden Investitionsbedarfs in Europa, etwa für Klima, Energie und soziale Infrastruktur bei schrumpfenden klassischen Zuschussmöglichkeiten, bot die Veranstaltung einen wichtigen Impuls: Die Zeiten, in denen Städte primär auf Fördertöpfe setzen, könnten vorbei sein. Vielmehr sollten sie sich als aktive Finanzakteure verstehen, die mit Mischfinanzierungen, Krediten, privaten und philanthropischen Mitteln langfristig planbar handeln.
Damit verbunden ist der dringende Bedarf an Aufbau von Ressourcen und Kompetenzen. Städte brauchen mehr personelle und institutionelle Expertise, nicht nur für Projektmanagement, sondern für Finanzplanung, Risikomanagement und Impact-Messung. Dies könne beispielsweise mit Capacity-Building-Angeboten und Know-how-Transfer der EUI unterstützt werden.
Im Rahmen der Veranstaltung appellierten alle Beitragenden deutlich dafür, dass Städte nicht Finanzierung hinterherjagen, sondern stattdessen die eigene Finanzarchitektur aktiv gestalten sollten.
Fotocredits: European Urban Initiative