Image
Gruppenbild beider Delegationen, aufgenommen in Berlin. Das Copyright liegt bei derSenStadt Berlin
Neuigkeiten
10 September 2025

Erfahrungen aus erster Hand: Berlins Teilnahme am City-to-City Exchange (C2C) der Europäischen Stadtinitiative (EUI)

Der City-to-City Exchange bietet europäischen Städten die Chance, direkt voneinander zu lernen. Das Instrument richtet sich an Kommunen jeder Größe und ist bewusst einfach gehalten: keine Fristen für die Antragstellung, ein schlankes Bewerbungsverfahren und kurze Austauschphasen.
Wir sprachen mit Christiane Westphal, Stadtplanerin und tätig in der Koordination der Städtebauförderung im Referat Städtebauförderung/Stadterneuerung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Berlin (SenStadt Berlin). Die SenStadt Berlin nahm in der Rolle der „Applicant City“ an einem Austausch mit der Stadt Wien (Österreich) teil.

Warum hat sich die SenStadt Berlin für einen Austausch mit Wien entschieden?

Wir streben schon länger einen intensiven fachlichen Austausch mit Wien an. Als unser Referat „Internationales“ auf den City-to-City Exchange aufmerksam machte, haben wir sofort gedacht: Das ist eine gute Gelegenheit, den Kontakt zu intensivieren. Inhaltlich wollten wir von Wiens Strategien zum Umgang mit Klimaanpassung lernen und das Gelernte auf das Städtebaufördergebiet Langhansstraße im Berliner Bezirk Pankow übertragen. Im Laufe des Austauschs haben wir aber noch vieles mehr mitgenommen, zum Beispiel zum Thema Klimagovernance. Wir haben festgestellt: Wir stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Zu sehen, wie andere Städte konkrete Lösungen angehen, hat uns gegenseitig motiviert. Das war ein total schöner Effekt.
 

Zwei Besuche – zwei Perspektiven: Wie haben Sie den Austausch erlebt?

Das Format ist wirklich ein tolles Instrument, weil er so niedrigschwellig organisiert ist und auch den Mitarbeitenden auf der Arbeitsebene die Möglichkeit bietet, ihren Horizont zu erweitern. Wir haben nicht nur von den Wiener Beispielen gelernt, sondern auch von der unvoreingenommenen Perspektive der Wiener Kolleginnen und Kollegen auf Berlin. Es ist sehr wertvoll, wenn jemand von außen auf die eigene Stadt schaut.
 

Wer war beteiligt – und wie viel Aufwand steckt dahinter?

Ein wichtiger Erfolgsfaktor war, dass wir alle auf Augenhöhe gearbeitet haben – fachlich und persönlich. Vier Tage gemeinsam unterwegs zu sein, schafft Vertrauen. Bei einzelnen Programmpunkten war auch die Leitungsebene dabei, aber grundsätzlich fand der Austausch auf Arbeitsebene statt. Als „Applicant City“ wurde uns die Teilnahme von vier Personen durch die EUI finanziert. Da Klimaanpassung jedoch ein sehr breites, transdisziplinäres Thema ist, hat die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt zusätzlich noch einen weiteren Kollegen aus eigenen Mitteln finanziert. Wien hat es ähnlich gemacht. Insgesamt waren wir rund zehn Personen. Die eigentliche Herausforderung war die Vorbereitung, vor allem die Auswahl der richtigen Personen und Themen. Dafür haben wir uns Zeit genommen, damit es am Ende fachlich und menschlich passt.
 

Ein Blick hinter die Kulissen: Wie gestaltete sich der Weg von der ersten Idee bis zur Zusage?

Wir haben rund anderthalb Jahre vorher mit der Planung begonnen. Das lag vor allem daran, dass wir das Thema gemeinsam mit Wien präzise definieren und die passenden Teilnehmenden finden wollten. Die eigentliche Bewerbung war schnell geschrieben. Hierfür sollte man zwei bis drei Tage einplanen. Der größere Aufwand lag in der Abstimmung, intern und mit der Partnerstadt. Dies kann sich, je nach vorherigen Kontakten und Wünschen für den Austausch, auch länger hinziehen. Die Genehmigung kam dann innerhalb von fünf Wochen nach Antragstellung.


Was bringt so ein Austausch – für beide Seiten?

Der Mehrwert war groß, fachlich und persönlich. Ein Beispiel: Bei unserem Gegenbesuch in Berlin waren die Wiener überrascht, wie viel z.T. auch wildes Grün wir im Straßenraum haben und dass die Gehwege fast überall mit Kleinsteinpflaster eingefasst sind, während es hier in Wien noch viel Asphalt gibt. Dieses Riesenpotenzial für die lokale Versickerung haben wir vorher gar nicht so stark wahrgenommen. Umgekehrt haben wir in Wien erlebt, wie konsequent Wasser als Trinkbrunnen oder Sprühnebel im öffentlichen Raum präsent ist. Berlin konnte mit der Regenwasseragentur beeindrucken, während Wien schon sehr ausgereifte Hitzestrategien hat. Diese gegenseitigen „Aha-Momente“ machen den Austausch so wertvoll. Ich bin sicher, dass der Austausch ohne dieses Instrument nicht stattgefunden hätte.
 

Was würden Sie Städten empfehlen, die überlegen, selbst einen C2C-Austausch zu starten?

Nehmt euch Zeit, um das Thema konkret zu definieren und die fachlich zueinander passenden Leute auszuwählen. Plant den Besuch nicht zu kurz und lasst im Programm ausreichend Luft für informelle Gespräche zwischendurch – diese sind mindestens genauso wertvoll wie die formellen Besuchspunkte.

In unserem Fall war es besonders wertvoll, dass das Referat Internationales der SenStadt sowie die Internationalen Büros der Stadt Wien von Anfang an als Koordinationsstellen mit im Boot waren.


Und wie geht es jetzt weiter? Welche nächsten Schritte stehen an und wie können die Erfahrungen aus dem Austausch in Berlin genutzt werden?

Als nächstes finalisieren wir den Endbericht. Dies bedeutet zwar noch einmal circa drei bis vier Tage Arbeit inklusive der Abstimmung mit den Berliner und den Wiener Kolleginnen und Kollegen, ist aber auch eine gute Gelegenheit, um das Gelernte nochmal zu reflektieren und die Ergebnisse zu sichern. Parallel dazu bemühen wir uns um den Wissenstransfer in unseren eigenen Häusern, zum Beispiel über meine online-Reihe „Klimawissen für die Städtebauförderung“. Mit Wien bleiben wir auf jeden Fall in Kontakt, vor allem zu den Themen Klimagovernance, Schwammstadt und Beteiligungsformate. Für das Gebiet in Pankow prüfen die Kolleginnen im Bezirk jetzt, welche vor allem niedrigschwelligen Maßnahmen sich umsetzen lassen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Austausch nicht nur Berlin und Wien enger zusammengebracht, sondern auch die Zusammenarbeit innerhalb unserer Verwaltung gestärkt hat. Das zeigt, wie wertvoll und praxisnah dieses Instrument ist.

Vielen Dank für dieses Gespräch.
 

 

 

Eindrücke von den gegenseitigen Besuchen

Besuch der Wiener Delegation in Berlin. Das Copyright liegt bei der SenStadt Berlin.
Besuch der Berliner Delegation in Wien. Das Copyright liegt bei Selina Gusenbauer von der Stadt Wien.
Besuch der Berliner Delegation in Wien. Das Copyright liegt bei Selina Gusenbauer von der Stadt Wien.

Der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung ist die Deutsche Kontaktstelle für die Europäische Stadtinitiative (EUI) und URBACT.

Weitere Informationen zum City-to-City Exchange haben wir hier  für Sie zusammengetragen. Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.


Die Bildrechte des Gruppenbildes im Titel sowie des ersten Bildes in der Slideshow liegenbei der SenStadt Berlin.

Die Bildrechte des zweiten und dritten Bildes in der Slideshow liegen bei Selina Gusenbauer von der Stadt Wien.