City-to-City Exchange zwischen Lille und Turin: Zwei Städte inspirieren sich gegenseitig mit ihren Projekten zur urbanen Transformation.
Dafür ließ sich Lille von anderen Städten und deren Praktiken inspirieren. Dies schien ein interessanter Ansatz dafür zu sein, den Planungsprozess mit neuen innovativen Funktionen, Managementsystemen und Ressourcen für die Implementierung zu bereichern.
Die Metropolregion Lille entschied sich deshalb für einen City-to-City Exchange. Der Antrag konzentrierte sich entsprechend der Herausforderung auf urbane Transformation, Renaturierung und dem Planen von Parks als Elemente der Neugestaltung von alten Industrieflächen. Im Prozess fiel die Wahl dann auf Turin. Diese hatte nämlich über integrierte urbane Regeneration die Flächen entlang ihrer blauen Infrastruktur zu Testflächen für innovative naturbasierte Lösungen gemacht, die zusammen mit der lokalen Gemeinschaft umgesetzt werden.
Die Besuche
Im November 2023 besuchen schließlich vier Vertreter:innen des Gemeindeverbands Métropole Européenne de Lille und, auf ihre eigenen Kosten, drei Bürgermeister:innen, deren Gemeinden von dem Projekt Bords de Deûle 2040 betroffen sind, Turin für drei Tage.
Das dichte Programm ermöglichte viele Feldvisiten, um die wichtigsten Orte der Turiner postindustriellen Transformation zu besuchen. Dazu gehört etwa der Dora Park. Wo früher Autos hergestellt wurden befindet sich nun ein Park direkt am Fluss.
Der Besuch der französischen Delegation in Turin bot auch wichtige Möglichkeiten zur Weiterbildung über andere EU-Kofinanzierte Projekte entlang des Flusses. Erwähnenswert ist etwa das UIA-Projekt* ToNite, welches sich mit der Sicherheit öffentlicher Räume entlang des Flusses befasste. Auch das zivilgesellschaftliche Engagement auf der Nachbarschaftsebene war Teil der Exkursionen.
Januar 2024 dann besuchte eine Turiner Delegation die Metropolregion Lille. Im Fokus standen auch hier die Regeneration alter Industrieflächen sowie diverse Initiativen, die sich für urbane Grünräume und Nachhaltigkeit einsetzen.
Der Besuch von Fives Cail, einem 25 Hektar großen Ökobezirk auf einer alten Brachfläche, stellte einige der interessantesten Aspekte des UIA-Projektes TAST’in’FIVES zur Schau. Ziel dieses Projektes war es, nachhaltige urbane Landwirtschaft zu fördern und Raum für die lokale Gemeinschaft zu schaffen.
Eine Bootstour entlang der Deûle brachte einen Überblick über die großen Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung, denen die betroffenen Gebietskörperschaften aktuell gegenüberstehen. Dabei besonders delikat ist der Brückenschlag zwischen neuer Nutzung dieser bisher untergenutzten Flächen und einer nachhaltig ökologischen Transformation.
Durch die Exkursionen zu unterschiedlichen Orten in der Metropolregion Lille war es aber auch möglich, die Vielseitigkeit möglicher Lösungen zu präsentieren, welche die Revitalisierung von Brachflächen als Eckpfeiler für neue Dienstleistungen sowie ökonomischer und sozialer Entwicklung begreifen.
Leute auf einem Boot
Die wichtigsten Aspekte
Die Werkzeuge zur Stärkung der Zivilgesellschaft und gemeinschaftlichem Management grüner Flächen, integrierte Strategien in der Öffentlichkeitsarbeit für EU-geförderte innovative urbane Regeneration sowie die Zusammenarbeit des öffentlichen und des privaten Sektors in der Gestaltung neuer Dienstleistungen waren für Lille die wichtigsten Aspekte, die sie von Turin mitnehmen konnten.
„Wenn man sich ansieht, was Turin macht, dann sehen wir, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Wir haben großartige Beispiele für das Zusammenspiel mit Zivilgesellschaft und Anwohner:innen gesehen, die uns wertvolle Ideen für verschiedene Modelle des gemeinschaftlichen Managements öffentlicher Räume mitgegeben haben und dafür, wie wir die Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor im Sinne eines wünschenswerten Wandels an den Ufern der Deûle verbessern können“, sagt Dominique Legrand, Bürgermeister von Marquette-lez-Lille.
Die institutionelle Zusammenarbeit der einzelnen Gemeinden in der Metropolregion Lille und deren Strategien zur Kombination von urbaner Revitalisierung, Bewerbung von Biodiversität und grüner Infrastruktur durch die Zwischennutzung öffentlicher Flächen und Infrastruktur, waren hingegen für die Turiner spannend in Lille zu sehen.
„Der City-to-City Exchange mit Lille war wichtig, um verschiedene Kulturen der öffentlichen Governance zu vergleichen. Wir wollen diesen Austausch von Wissen nach Abschluss des Projektes aufrechterhalten und andere Metropolregionen mit ähnlichen Herausforderungen miteinbinden“, sagt Francesco Tresso, Stadtrat der Stadt Turin mit Zuständigkeiten für Straßen, öffentliche Grünflächen, Parks und Flussufer, Zivilschutz, Dezentralisierung und Bürgerdienste.
Unterstützung durch Moderation und EUI-Sekretariat
Der Gemeindeverband Métropole Européenne de Lille und Turin hatten die Unterstützung eines Moderators, gewählt von einer Liste, die das EUI-Sekretariat zur Verfügung gestellt hatte. Das Sekretariat half, der Agenda den letzten Schliff zu verpassen sowie bei der Organisation von Meetings und unterstützte die aktive Beteiligung der der Partizipierenden. Darüber hinaus half die Unterstützung des Sekretariats dabei, die wesentlichen Inhalte herauszustreichen und den Weg für zukünftige Zusammenarbeit zu ebnen.
Unterstützung bei der Suche von Partnerstädten bietet die EUI ebenfalls an, unter anderem auch über den Urban Matchmaker. Alle Informationen zur Teilnahme an einem City-to-City Exchange gibt es hier.
* Die UIA (Urban Innovative Actions) ist die Vorgängerin der Europäischen Stadtinitiative.